Sonntag, Oktober 16, 2005

Manchmal

Manchmal kommt alles ganz anders als man denkt.
Manchmal regnets den ganzen Tag, obwohl gar kein Regen fällt, trotzdem fühlt man sich so, als ob man grad im Regen stehen gelassen wurde.
Manchmal wünscht man sich von einen auf den anderen Moment 1000 km weit weg.
Manchmal sagt man Sachen, die man im Nachhinein nicht so gemeint hat, obwohl man sich in dem Moment so sehr verletzt fühlt, dass nichts anderes geht, als einfach alles heraus zu lassen, weil man sonst platzen würde.
Manchmal werden Träume zu Schäumen, von einer Minute auf die andere bricht die so schön erträumte Welt einfach zusammen und auf einmal steht man völlig nackt da, verwirrt, verzweifelt, weiß nicht ein noch aus oder was man jetzt tun oder wo man jetzt hingehen soll.
Manchmal wünsche ich mir, mir würde so was erspart bleiben - aber auch die Schattenseiten gehören zum Leben dazu, wie ein Lächeln an sonnigen Tagen.
Manchmal frage ich mich, warum ausgerechnet mir so was immer passieren muss, was ich schon wieder falsch gemacht habe.
Manchmal wünsche ich dir schlaflose Nächte und dass es dir auch nur halb so beschissen geht wie mir.
Manchmal kommen Rachegelüste über mich und dann sag ich mir wieder, wir sind doch nicht im Kindergarten.
Manchmal möchte ich mich auf das Dach eines Hochhauses stellen und einfach ganz laut schreien, alles heraus lassen, mich von dir befreien.
Manchmal muss man feige sein um stark sein zu können und alle Brücken hinter sich einreißen, nicht zurück schauen, damit man den nächsten Tag überlebt, ohne sein Gesicht zu verlieren.
Manchmal muss ich an dich denken und dann kommt wieder alles in mir hoch, was du zu mir gesagt hast und dann wünsche ich mir, wir hätten uns nie kennen gelernt.

Dienstag, Oktober 04, 2005

Emiliana Torrini

Gestern Abend war ich mit meinem Mitwohner Martin zum Konzert von Emiliana Torrini im Tollhaus in Karlsruhe.
Eigentlich kannte ich ihre Musik vorher nur sporadisch, eben davon, was Martin mir zwei Tage vorher vorgespielt hatte.
Sie hat auf mich einen sehr ruhigen, fast schon zu ruhigen Eindruck gemacht. Aber eigentlich konnte ich mir gar kein richtiges Bild machen. Naja, Martin wollte gerne hingehen und da hab ich mich einfach mal auf das kleine Abendteuer eingelassen und gesagt, dass ich mitkomme.

Das Kulturzentrum Tollhaus in Karlsruhe, ursprünglich als FOLKCLUB 1978 gegründet, hat sich in den letzten fünf Jahren als bedeutende Karlsruher Kulturinstitution etabliert.
Der Verein bietet ein interessantes zeitgenössisches Programm aus sämtlichen Kultursparten: Freies Theater, Kabarett, Tanztheater, Weltmusik, Figurentheater, Jazz, Festivals, Open-Air-Veranstaltungen, Eigenproduktionen.

Dort fand dann also gestern Abend das letzte Konzert der Deutschlandtournee von Emiliana Torrini statt.
Als Vorgruppe stand Adem auf dem Programm.
Adem ist ein junger Künstler aus London. Er hat uns mit ruhigen Liedern verzaubert, die er mit der Gitarre oder einem klavierähnlichem Akkordeon :-) begleitet hat - wirklich tolle Stimme.

Dann, eine kurze Pause, die Bühne wird umgeräumt, es werden überall Kerzen am Bühenrand aufgestellt... und dann war es endlich soweit: Emiliana Torrini betritt die Bühne.
Sie machte zu Anfang einen sehr aufgeregten und schüchternen Eindruck. Sie hat kaum ein Wort gesagt und nur ungeduldig drauf gewartet, dass ihre Band den ersten Song anstimmt. Aber sobald die Musik erklang war sie voll in ihrem Element und hat alles um sich herum vergessen.
Einfach der Hammer. Diese Stimme, einfach genial, unbeschreiblich schön, ein bisschen kratzig, aber mit sehr viel Kraft dahinter. Das war kein Vergleich zu den Studioaufnahmen, die ich mir vorher angehört hatte. Es scheint wirklich Sänger/innen zu geben, die live besser klingen, als im Studio aufgenommen, die ganze Show war viel lebendiger als die CD vorher erwarten lies.

Etwas gewöhnungsbedürftig waren ihre Bewegungen während sie sang. Sie ist voll in ihrer Musik aufgegangen, hat mit geschlossenen Augen gesungen und dabei immer hin und her gewippt oder mit ihrem rechten Fuß den Takt mitgetippt.
So stand sie vor uns, mit hochgesteckten Haaren und in einer typisch isländischen Tracht und High-Heels und hat einfach gesungen was das Zeug hält.

Die Stimme der 27 jährigen Sängerin aus Island erinnert ein bisschen an Björk. Auch wenn Emiliana es gar nicht mag mit ihr verglichen zu werden, ist die Ähnlichkeit doch nicht ganz von der Hand zu weisen (vielleicht auch, weil beide aus dem gleichen Land kommen).
Vom Musikstil her eine gelungene Mischung aus Pop, Jazz, Soul, oder auch TripPopVision genannt.


Emiliana Torrini

Total süß: Emiliana spricht auch Deutsch. Natürlich nicht perfekt, immer mit so kleinen Fehlerchen und einem voll süßen Akzent. Wenn sie dann mal auf Deutsch nicht weiter wusste, dann hat sie gelacht oder es ging auf Englisch weiter. Einmal hat sie eine lange Pause gemacht und das Publikum hat schon zu lachen angefangen. Da meinte sie ganz trocken: "...was denn? Ich denke auch manchmal, bevor ich rede!"

Wirklich eine tolle Show, eine geniale Stimme, nette Geschichten zwischen jedem Song, wie dieser entstanden ist, einfach totale Harmonie auf der Bühne und eine umwerfend sympatische und (ich muss es noch mal wiederholen) süße Sängerin.
Echt ein mehr als gelungener Abend.